Meine total ehrliche Meinung über mein Auslandsjahr

Mal ehrlich, Auslandsjahr, ein Jahr weg von Familie und Freunde, klingt für manche jetzt schlimm. Manch andere aber finden es total spannend. Auslandsjahr ist etwas, was man nur einmal erleben kann, eine einmalige Sache, die leider nach einem eizigem Jahr auch schon wieder vorbei ist. Aber es lohnt sich. Es macht Spaß. Man trifft mega nette Leute, findet neue Freunde, bekommt eine zweite Familie, eine zweite Heimat. Man erlebt Dinge, die man als normaler Tourist in dem Land nicht erleben hätte können. Man lernt eine neue Kultur, eine neue Lebensweise, eigentlich ein ganzes Land auf eine ganz andere Art kennen. Auf eine viel coolere Art als nur als Tourist. Es lohnt sich total!

 

Aber jetzt zu meinem Auslandsjahr. Wenn man nach Australien fliegt, kommt man höchst wahrscheinlich in Sydney an, stattet dem Opera House, der Habour Bridge und Bondi Beach einen Besuch ab und reist dann wahrscheinlich weiter nach Queensland. Das ist eigentlich schon alles. Denn alleine dort könnte man Wochen verbringen, es fängt an mit Cairns und dem Great Barrier Reef, Townsville, Airlie Beach mit Whitsunday Islands, Mackay, Gladstone, Sunshine Coast, Brisbane und natürlich, als krönender Abschluss, Gold Coast mit dem Surfers Paradise. Danach fliegen die meisten heim.

Wenn man viel Zeit mitgebracht hat, von dem Geld jetzt mal abgesehen, geht man vielleicht noch zum Uluru ins Outback, doch da ist Campen und kilometerweite Steppenlandschaft angesagt. Sieht total schön aus da, das will ich gar nicht abstreiten, aber ist halt manchmal auch "nur" Wüste. Und wenn man ganz viel Zeit mitgebracht hat, ich rede jetzt von mindestens 2 Monaten, kann man noch Melbourne, die Great Ocean Road, Perth, Adelaide, Darwin und vielleicht Canberra besuchen. Den Großteil davon habe ich gesehen, aber ich habe nicht in einer dieser Regionen gelebt. Aber all das ist nicht das, was mich an Australien so fasziniert hat. Klar sind es Orte, die man besucht haben sollte, wenn man eine Zeit lang in Australien war, aber eigentlich ist dieser Lifestyle, der mich so fasziniert, diese total relaxte Einstellung zu allem, naja, allem außer Football, da können sie schon mal sehr schnell von relaxed zu angespannt werden, und natürlich das Wetter, Sonne, Sonennschein und kaum Regen, zumindest von Oktober bis April.

Aber jetzt mal ehrlich, wer würde in ein kleines Dorf namens Cobram in Victoria an der Grenze zu New South Wales fahren, 3 Stunden von Melbourne entfernt? Vermutlich fast keiner.

Auf jeden Fall bin ich dort gelandet, in Cobram, mit etwa 7000 Einwohner,  2 High Schools und 2 Primary Schools, also schon mal mehr als Gaimersheim, und sogar einer Einkaufstraße (obwohl soviel gibt's da jetzt auch wieder nicht). Der Ort liegt am Murray River, er hat sogar einen Strand - oder sowas in der Art - und auch sonst eigentlich alles, was man so braucht. Außerdem wird es auch nicht ganz sooo heiß wie andererorts, sofern nur etwa 40 bis 45 Grad Höchsttemperatur im Sommer nicht ganz so heiß sind.

Auf eine dieser 4 Schulen, die es in Cobram gibt, bin ich gegangen, dem Cobram Secondary College mit etwa 400 anderen 7. bis 12. Klässlern. Mit den Lehrern ist der Umgang hier viel freundschaftlicher, eine weitere Sache, die ich an Australien so liebe. Schule geht von 9 Uhr morgens bis 15:10 Uhr. Obwohl es super ist, dass man eine Stunde länger Schlafen kann, bevorzuge ich, wenn die Schule um 8 Uhr beginnt und man mittags wieder zuhause ist! Viel mehr gibt's über meine Schule nicht zu sagen, es ist eine ganz normale staatliche Schule mit nicht sonderlich viel Geld, was man an entweder zu kalten oder zu warmen Schulgebäuden gemerkt hat!

Nun, der wohl wichtigste Teil in einem Auslandsjahr ist wohl die Gastfamilie, denn egal wie gut es sonst läuft, ist die Gastfamilie scheiße, ist der Rest es auch. Es ist auch total egal, ob die Gastfamilie viel Geld hat, ein großes Haus oder was weiß ich. Wichtig ist nur, dass die Chemie stimmt. Genau das war bei mir der Fall. Ich war zwar das einzige Kind zuhause, hatte jedoch 3 ältere Gastgeschwister und 4 Gastnichten, die total süß sind. Mit meinen Gasteltern habe ich mich total gut verstanden, mein Gastvater mag Sport genauso gerne wie ich und mit meiner Gastmutter bin ich regelmäßig, mindestens 2-3 Mal im Monat, nach Shepparton oder anderen Orten zum Shoppen oder auch nur Verwandte besuchen gefahren. Über den Sommer sind wir auch auf zahlreiche Märkte gegangen. Solche Märkte sollte mal jemand in Deutschland einführen! Es gibt dort alles, von Klamotten über Spielzeug und Schmuck bis hin zu Pflanzen.

Durch meinen Gastvater bin ich immer mal wieder zu Fußballspielen von Cobram Roar gegangen, vor allem die U18 haben wir angeschaut, das beste Team des Clubs. Ein paar mal hat meine Gastmutter meine Gastnichten und mich nach Melbourne mitgenomme, somit habe ich auch diese Stadt kennengelernt. Auch wenn die meisten 'country people' Melbourne nicht wirklich mögen, ich liebe es dort!

Ein weiterer Teil eines Auslandsjahres ist das Reisen. Ich habe natürlich viele der touristischen Orte in Australien gesehen, Sydney, Melbourne, Queensland, Uluru und die Great Ocean Road. Wieder ein Grund, warum ich Australien so liebe, es gibt so viele schöne Orte, man hat gar nicht genug Zeit, die alle zu besuchen. Man sollte während einem Auslandsjahr auf jeden Fall alle Möglichkeiten nützen, so viel wie möglich vom Land zu sehen, denn man weiß nie, wann man wieder zurück kommen wird/kann. Aber ich habe auch kleinere Ort in Victoria gesehen, wie Beechworth, Echuca, Tocumwal oder Healesville.

Aber warum habe ich eigentlich so ein Auslandsjahr gemacht? Es gibt so viele Gründe, neue Kultur, neue Freunde, neues Land, Englischkenntnisse verbessern oder einfach die Erfahrung. Man wird so viel selbstständiger durch ein Auslandsjahr, klar hilft einem die Gastfamilie normalerweise sehr viel, aber am Ende weiß man doch nur selbst am besten, wie man gewisse Dinge gewohnt ist und wie man sie machen will und muss deshalb einiges selber entscheiden, vor allem wenn es ums Geld geht. Geld ist gleichzeitig auch das größte Problem während einem Auslandsjahr ist, man hat nie genügend Geld. Auch wenn man nach einem Auslandsjahr nur ein Jahr älter ist als zuvor, fühlt man sich viel älter als das, einfach weil man selbständiger geworden ist, selbständiger werden musste.

Jetzt hab ich die ganze Zeit nur positives über mein Auslandsjahr geschrieben, natürlich gibt es auch etwas negatives. In meinem Fall meine Organisation STS. Angefangen in Deutschland, als bei dem Vorbereitungstreffen dort niemand so richtig über Australien Bescheid wusste und mir gesagt wurde, ich bleibe 12 Monate in Australien, im Endeffekt waren es aber nur 11. Klingt jetzt nicht ao schlimm, aber das war einer der Gründe, warum ich STS genommen habe, weil ich dachte, ist zwar teurer als andere Organisationen, aber dafür bleibt man halt auch länger, bin ich nur nicht. Weiter ging es mit dem Flug, mir wurde gesagt, dass ich 30kg mitnehmen kann, naja, auf den internationalen Flügen stimmte das ja, aber da meine zwei Inlandsflüge auf einem anderen Ticket waren, durfte ich nur 23kg mitnehme. Hat mir natürlich keiner gesagt, mir wurde nur die Info von 30kg übermittelt. Zumindest in Australien konnte ich bei meinem Flug draufzahlen. Super Organisation, oder?

Das Vorbereitungstreffen in Australien war abgesehen vom Sightseeing in Sydney und die Aboriginalshow auch nicht eine wirkliche Vorbereitng auf Australien und unser Auslandsjahr. Oh, Moment, wir haben sogar einen Zettel mit allen giftigen Spinnen und Schlangen Australiens bekommen!. Uns wurde außerdem gesagt, dass unsere Koordinatorin mindestens einmal im Monat anruft und alle 3 Monate ein Treffen ist. Am Anfang hat meine Koordinatorin jeden Monat einmal angerufen und zu streng war sie auch nicht. Sie hat uns sogar erlaubt zu trinken, aber verboten uns zu betrinken. Aber gegen Ende hat sie dann immer selten bis gar nicht mehr angerufen. Naja, immerhin hatten wir alle drei Monate ein treffen, oder nicht? In 11 Monaten hatten wir gerade mal ganze 2 Treffen, obwohl wir mindestens 3 oder 4 hätten haben sollen. In ihrem abschließenden Bericht über mich, hat sie DInge geschrieben, die ich nicht mal gemacht habe, aber mich nur gelobt... Top informiert! Zum Glück hatte ich keine Probleme mit meiner Gastfamilie, denn sie schien jetzt auch nicht so, dass man mit ihr gut reden konnte, einfach weil ich sie kaum gesehen habe. Eine gute Sache gibt es über STS, die Reisen, die die organisiert haben, also East Coast und Outback Safari, war der hammer! Obwohl, wirklich organisiert haben sie diese auch nicht, nur eine Agentur damit beauftragt... Aber alles in allem würde ich jedem von STS abraten, unteranderem auch weil, was ich von ein paar anderen Austauschschülern in anderen Ländern aber auch in Australien gehört habe, die jetzt nicht so gut sind und wenn man Probleme mit der Gastfamilie hatte, die einem manchmal nicht wirklich geholfen haben.

Trotzdem war mein Auslandsjahr super cool und ich wünschte, ich hätte länger bleiben können und nicht alle verlassen müssen!

Ein Austauschjahr ist auf jeden Fall eines der besten Jahre des Lebens! Und es ist etwas, was jeder einmal machen sollte!

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Kommentare: 1
  • #1

    Nix da (Donnerstag, 24 September 2020 21:30)

    Was ein quatsch, bin grade auf meinem auslandsjahr( seit 3 wochen) und setze sämtlich energie daran wieder hier weg zu kommen, für mich war es die schlimmste erfahrung die ich hätte machen können, ich werde mein zuhause jetzt allerdings sehr viel mehr schätzen.